Heute in Zündorf:
Die Worringer Pferdestation
Im September 1975 hat Worringen ein Stück seiner Geschichte verloren: Ein im Jahre 1650 errichtetes Fachwerkhaus auf der Alten Neusser Landstraße 259 wurde abgerissen. Lediglich die Balken blieben erhalten. Mit dieser Substanz errichtete ein Denkmalpfleger unter Beachtung der ursprünglichen Konstruktion in Zündorf ein Fachwerkhaus. Es steht zum zweiten Mal in Sichtweite des Rheins, in der Enggasse Nr. 19.
Ursprünglich befand sich das zweieinhalbgeschossige Haus mit Toreinfahrt in unmittelbarer Nähe der Zollstation an der Ecke Alte Neusser Landstraße/St.-Tönnis-Straße und der Kirche „Alt Pankratius“ – es gehörte zum historischen Ortskern. Eigentümer des historischen Kleinods war Alex Uber, der dort einen landwirtschaftlichen Betrieb und bis in die 1960er Jahre einen Kolonialwarenladen führte.
In der Zeit, als die Rheinschiffe noch von Pferden flussaufwärts gezogen wurden, diente das Anwesen als Pferdewechselstation. 1825 tauchten die ersten Dampfschiffe auf dem Rhein auf und die Worringer eilten scharenweise zum Rhein, um erwartungsvoll das erste „Wunderschiff“ zu betrachten. Dabei haben Schiffer und Fischer dieses Schiff mit Steinen beworfen, weil sie befürchteten, die Dampfschiffe würden das traditionelle Schifferhandwerk zugrunde richten.
Als weithin sichtbares Zeichen, vergleichbar mit einem modernen Werbebanner, befand sich an der Hausfront ein Anker, der mit einem beweglichen Mechanismus ausgestattet war. Dieser signalisierte den Schiffern, ob noch freie Kapazitäten vorhanden waren. War dies nicht der Fall, wurde der Anker mittels der mechanischen Vorrichtung an die Hauswand gezogen.
Der symbolische Anker war ausschlaggebend für die Vergabe des Beinamen „Ankisch“. Das historische Relikt befindet sich heute im Fundus des Heimatarchivs. Karl Heinz Wirtz, „Fitzi“, ein Mitglied der Familie Ubber, hat es der Sammlung übergeben.
Bericht: Hans-Josef Heinz
Foto: Heimatarchiv Worringene.V.