Was stand im April1977 über Worringen im "Fips"?
Im Fundus des Heimatarchivs befinden sich – auch für unsere Besucher zugänglich – mehrere nach Jahreszahlen gebundene Ausgaben „Rheinischer Anzeiger, Heimatzeitung für Köln-Worringen – Dormagen – Zons – Nievenheim und Umgebung.“ Hier eine Auswahl (Abschrift) aus dem Monat April 1977
- Der Bau der, seit langem anvisierten, Mehrzweckhalle Worringen, auch Bürgerzentrum genannt und von der Erdölchemie mit einem Startkapital von mehr als 2 Millionen DM finanziell abgesichert, kann nach Lage der Dinge möglicherweise im Frühjahr 1978 begonnen werden. Diese Ansicht vertrat gegenüber dem RA der EC Informationschef Karl-Heinz Ziesecke. Allerdings schränkt Ziesecke ein: Darum muss aber auch wirklich alles reibungslos abgewickelt werden.
- Bei „Rund um Düren“ waren auch die Touristikfahrer der Radsportabteilung unterwegs, Wolfgang Keller, Dieter Orschall und Franz J. Herweg , K.H und H.J. Wirtz, F.Zündorf. M.Stenzel und K.H.Vogel absolvierten trotz widriger Witterung und starken Steigungen in der Eifel die 100 km Distanz in knapp 3 ½ Stunden.
- Ziesecke, gleichzeitig auch Präsident der Sportgemeinschaft Erdölchemie/Bayer Worringen, bekam ein heißersehntes Dokument. H.Gerhards vom Sportamt der Stadt Köln überbrachte ihm den Nutzungsvertrag für ein städtisches Gelände an der Alte Straße, auf dem die Tennisplätze der SG Worringen entstehen sollen (für einen benachbarten Erdwall, der auch noch bepflanzt werden soll, ist der Mutterboden bereits abgeschoben worden).
- Gerhard Dane, Worringer Pfarrer mit einem Faible für Kunst und Musik auch in der Kirche, bewies Sinn für Humor. Er teilte per Pfarrbrief den Pfarrangehörigen mit, welche Adresse ein Werbebrief aus München trug, der im Pfarrhaus ankam: „Hochwürdiges Katholisches Pfarramt 5000 Worringen (Köln).“
- Das Zentraltheater zeigt Terence Hill und Bud Spencer in. „ 4—für ein Ave Maria“ sowie „Pippi –außer Rand und Band“.
- Kölns Oberbürgermeister John van Nes Ziegler konnte die erregten Gemüter der Worringer beruhigen. Es gibt keine Pläne für einen Kraftwerksbau (Kern- bzw. Kohlekraftwerk) im Kölner Norden als Folgerung aus dem Energie-Pakt zwischen Köln, Düsseldorf und Duisburg. Konzediert wurde jedoch, dass der Bau eines weiteren Kraftwerks einer der Partner oder aller drei für die Zukunft „nicht ausgeschlossen“ sei. Ein solches Kraftwerk würde dann aber nicht notwendigerweise in Langel stehen, sondern irgendwo zwischen Ruhr-und Siegmündung.
- Rainer Joseph, Mitglied des Pfarrteams von St. Pankratius wird in Köln zum Diakon geweiht. Zu diesem Anlass erhält er auf eigenen Wunsch von der KAB Worringen ein ungewöhnliches Geschenk. Bei der Kreissparkasse Köln-Worringen wird unter der Nummer 2159/022 856 ein sogenanntes Diakonatskonto eröffnet, auf das jeder Bürger Geld einzahlen kann, mit dem in Notfällen Worringer Bürgern gleich welcher Konfession oder Couleur direkt und unbürokratisch geholfen werden kann.
- Wie aus einer Information für die Mitglieder und Spender des Worringer Krankenpflegevereins durch die Vorsitzende Hedwig Klein hervorgeht, war die Arbeit des Vereins auch im vergangenen Jahr von Erfolg gekrönt. Aus dem Dienststellennachweis der beiden Schwestern Elisabeth Weber und Ingrid Mauracher geht hervor, daß im Jahre 1976 insgesamt 90 Patienten betreut wurden mit insgesamt 4.000 Hausbesuchen. Wie aus dem Arbeitsbericht der beiden Schwestern weiter zu ersehen ist, wurden 1.902 sogenannte „große“ Krankenpflegen und 171 „kleine“ Krankenpflegen sowie 957 Injektionen vorgenommen und 542 Verbände angelegt.
- Die Fußballabteilung der Sportgemeinschaft EC/Bayer feierte ihr 50 jähriges Bestehen. Der Vorsitzende Horst Jansen begrüßte unzählige Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Vereinen und im Verwaltungsgebäude der EC wurden Gründer und verdiente Mitarbeiter mit Ehrennadeln, Urkunden und Plaketten geehrt. Dr. Ziesecke von der EC würdigte in seiner Festrede nicht nur die wechselvolle Geschichte des Worringer Fußballsports sondern auch das Engagement jener „Männer der ersten Stunde“, die in Worringen das Spiel mit dem runden Leder trotz widriger Umstände aus der Taufe hoben. Geehrt wurden die noch lebenden Gründerväter Hand Daubenbüchel, Wilhelm Esser, Josef Kluth, Theodor Meurer und Wille Odendahl. Ziesecke schilderte auch die Verhältnisse und Bedingungen, unter denen damals Fußball gespielt wurde, diese dürften der heutigen Jugend vermutlich völlig unmöglich erscheinen. Damals kaufte man z.B. keinen Ball sonder ließ sich von Muttern aus Flicken ein rundes Etwas zusammennähen, das dann mit Sägespänen oder Holzwolle gefüllt wurde. Gespielt wurde mit normalen Straßenschuhen und folglich ging während des Spiels oft die Sohle verloren, so dass auf der Brandsohle weiter gekickt wurde. Einen Sportplatz gab es in dem Sinne nicht und man war froh, wenn ein Landwirt eine Wiese für Spiele zur Verfügung stellte. Angereist wurde nicht mit Mannschaftsbus sondern mit einigen Fahrrädern, und da sie oft überladen waren, ging manch Rahmen zu Bruch. Es sollte noch erwähnt werden, dass bei der Ehrung nicht nur Mitglieder bedacht wurden sondern als Besonderheit auch die Fans. Und so dürfte die SG-Abteilung der einzige Fußballklub rundum sein, der mit Gerhard Netzelmann einen urkundlich ausgewiesenen „Ehrenzuschauer“ hat, der tatsächlich kaum ein Spiel seiner Worringer Fußballer auslässt.
Erstellt: Horst Winter – Heimatarchiv Worringen e.V.